Hi. Manchmal wenn ich mit meinen etwas weniger linken Freunden über Politik rede und es auf das Thema Vermögenssteuer kommt, bekomme ich “Wenn man die Reichen besteuert ziehen die weg” als Antwort.

Ich glaube nicht, dass das der Fall ist, habe allerdings nicht so richtig eine Antwort darauf. Was sagt ihr dazu?

  • Lemmchen@feddit.org
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    25 days ago

    https://www.netzwerk-steuergerechtigkeit.de/wp-content/uploads/2024/07/Oxfam-Netzwerk-Steuergerechtigkeit-2024_Keine-Angst-vor-Steuerflucht.pdf

    6 Fazit: Keine Angst vor Steuerflucht! Die angeblich drohende Steuerflucht ist eines der zentralen Argumente gegen die Wiedererhebung der Ver- mögensteuer. Die Gegner der Steuer schüren diese Angst mit gezielten Kampagnen und Drohungen. Sie por- trätieren die Demokratie dagegen als machtlos, die hohe Konzentration von Vermögen als alternativlos. Dabei wurden in den letzten hundert Jahren sowohl die Gesetze gegen Steuerflucht als auch die Maßnahmen gegen il- legale Steuerhinterziehung schrittweise verschärft. Mit der Kombination aus Wegzugsteuer und der Besteuerung von Unternehmensverlagerungen steht mittlerweile ein umfassender Werkzeugkasten gegen Steuerflucht zur Verfügung. Die schnelle und rückwirkende Korrektur nach dem Gerichtsurteil zur Steuerpflicht von Anteilen an Personengesellschaften im Jahr 2010 genauso wie die weitgehende Abschaffung der Stundungsregelungen im Jahr 2021 sind Belege für die Handlungsfähigkeit des Staates. Noch deutlicher wird die staatliche Handlungsfähigkeit bei der Bekämpfung der Steuerhinterziehung. Von der Arbeit der Steuerfahnderinnen und Geheimdienste bis zur Verabschiedung einer internationalen Vereinbarung zum automatischen Informationsaustausch im Jahr 2017 gab es eine ganze Reihe von Maßnahmen. Sie wurden begleitet von umfassender journalistischer Berichterstattung auf der Grundlage von Daten-Lecks. Die hohe An- zahl von Strafverfahren und Selbstanzeigen zwischen 2013 und 2015 und die neuesten Zahlen aus Dänemark dokumentieren, dass dadurch das anonyme und steuerfreie Vermögen im Ausland massiv zurückgegangen ist. Und auch unsere Analyse der Milliardenvermögen zeigt: Steuerflucht ist wegen der bestehenden Gesetze nicht nur teuer – im Fall von Susanne Klatten wären es schätzungsweise 6,5 Milliarden Euro oder 30 Prozent ihres Ver- mögens. Sie ist vor allem auch weniger attraktiv und weniger verbreitet, als viele Menschen denken. Auch wenn es in der Vergangenheit Möglichkeiten zur steuerfreien Flucht gab, sind 172 von 226 deutschen Milliardärinnen weiterhin weitgehend in Deutschland steuerpflichtig. Neben der schrittweise verbesserten Gesetzgebung und geschlossenen Schlupflöchern liegt das wahrscheinlich auch daran, dass mit der Flucht wesentliche Teile des sozialen Kapitals und des gesellschaftlichen und politischen Einflusses verloren gehen. Aber die Wegzugsbesteuerung bleibt umkämpft, wie das Urteil des BFH aus dem Jahr 2023 und die Reaktionen der Beraterschaft darauf zeigen. Und um die bestehenden Gesetze durchzusetzen, braucht die Steuerverwaltung das nötige Personal und die richtigen Prioritäten. In der Vergangenheit gab es allerdings immer wieder massi- ve Versuche der Einflussnahme – von der großen Parteispenden-Affäre der 1980er Jahre über die schwarzen Konten der Union in Liechtenstein und die Affäre rund um die hessischen Steuerfahnder bis hin zum Versuch von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) im Jahr 2011, das Schweizer Bankgeheimnis durch eine anonyme Quellensteuer zu bewahren. Und gerade die USA, die das Schweizer Bankgeheimnis durch ihr entschiedenes Vorgehen nach der Finanzkrise beendet haben, verweigern Deutschland bis heute entsprechende Informationen über anonyme deutsche Konten in den USA. Der Kampf gegen Steuerflucht ist also vor allem eine Frage des politischen Willens. Die größte Gefahr ist, dass die Konzentration von Vermögen und Macht ein Ausmaß annimmt, das demokratische Entscheidungen auf die- sem Gebiet unmöglich macht. Aber noch ist es nicht zu spät, die sehr große und demokratiegefährdende Ver- mögenskonzentration mit einer Vermögensteuer zu verringern.

  • Tobi@feddit.org
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    24 days ago

    Und hier eine Studie aus dem Königreich.

    Generell sprechen die Befunde nach Einschätzung der Forscher dafür, dass die vermeintliche Auswanderungsbereitschaft von Superreichen kein stichhaltiges Argument gegen eine stärkere Besteuerung von Vermögen darstelle. Auch umgekehrt sei davon auszugehen, dass eine geringere Besteuerung nicht geeignet sei, Reiche aus dem Ausland in ausreichendem Maße anzulocken, um dadurch entgangene Steuereinnahmen zu kompensieren.

    https://newsroom.iza.org/de/archive/research/tax-flight-by-the-super-rich-does-it-really-happen/

  • aaaaaaaaargh@feddit.org
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    26 days ago

    Wenn Reiche keine Steuern zahlen, sind sie im Sinne der Staatseinnahmen bedeutungslos.

    Dann kommt das Argument: Aber Reiche geben doch ihr Geld im Land aus!

    Nein. Das ist so bedeutungslos. Mit 10% der einen 1% der Reichen, die richtig besteuert würden, hätte man definitiv mehr davon. Davon abgesehen sickert das eh in die Privatwirtschaft und rate mal, wer die wiederum besitzt.

  • Dekkia@this.doesnotcut.it
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    26 days ago

    “Sollen sie halt. Wer seinen fairen teil zum wohlstand aller nicht beiträgt soll auch nicht davon profitieren”

    • 7EP6vuI@feddit.org
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      26 days ago

      dann kommt: “dann machen sie ihre firmen hier in deutschland aber auch dicht, und bauen neue dort auf wo sie hin sind. damit verlieren dann auch die ‘kleinen leute’, die bisher von den firmen der reichen ein bisschen profitiert haben.”

      dein konter?

      • bremen15@feddit.org
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        26 days ago

        Superreiche sind finanzielle unmobil. Sie können das allermeiste was sie besitzen nicht mitnehmen, gerade weil es fest mit dem Land verbunden ist

      • GenosseFlosse@feddit.org
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        26 days ago

        Viele Sachen verkaufen sich im Ausland nur teuer, weil Made in Germany drauf steht. Wenn die Firmen nach Rumänien, Italien oder UK umziehen würden, würden viele Kunden wahrscheinlich auf billigere china ware umsteigen.

      • Dekkia@this.doesnotcut.it
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        26 days ago

        Dann müssen sie woanders eben auch fair besteuert werden. Außerdem wandern viele Firmen eh schon ins ausland ab, da wäre das auch schon egal.

        • 7EP6vuI@feddit.org
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          26 days ago

          “aber das machen ja keine anderen länder nur deutschland soll wieder damit anfangen, und dann sind alle weg und kein anderes land macht mit, weil sie die reichen anlocken wollen. wer soll denn dann die neuen firmen hier in deutschland gründen? die jungen wollen ja auch keine verantwortung mehr übernehmen”

          wobei ich es schon wirklich eine interessanten gedanken finde: für jede firma, oder person würde es mit hoher wahrscheinlichkeit ein anderes land geben, in dem man mehr geld verdienen kann. warum sind dann hier überhaupt noch leute? bzw. für welche person/unternehmen ist deutschland der perfekte standort? warum gibt es da nicht mehr austausch mit anderen ländern?

          • Dekkia@this.doesnotcut.it
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            24 days ago

            Bei

            dann machen sie ihre firmen hier in deutschland aber auch dicht, und bauen neue dort auf wo sie hin sind

            wird nach den Firmen, nicht nach deren Eigentümer*innen gefragt würde ich sagen.

      • Zacryon@feddit.org
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        26 days ago

        Und ihr Platz wird durch andere Unternehmen eingenommen, die den Wert des deutschen Marktes zu schätzen wissen. Kein wachstumsorientiertes Unternehmen verzichtet auf mögliche Profite.

  • adventor@lemmy.world
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    26 days ago

    Mir fallen zwei Punkte ein:

    Die Mittelschicht mag weniger Geld haben als Superreiche, aber zum wegziehen würde es reichen. Trotzdem ziehen die nicht weg. Warum sollte es bei den Reichen anders sein?

    Auch Reiche möchten in einem Erste-Welt-Land mit entsprechenden Annehmlichkeiten leben. Der Kreis der Länder die sich einigen müssten wäre also selbst wenn Punkt 1 nicht greift halbwegs überschaubar.

    • NeoNachtwaechter@lemmy.world
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      26 days ago

      Man muss schon sehr reich sein, um in die Schweiz einbürgern zu dürfen.

      Und fast alle anderen Länder haben weniger zu bieten.

        • lluki@feddit.org
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          26 days ago

          Wollen die wirklich in ein Land ziehen das an der Schwelle zum Bürgerkrieg steht?

          Keine Ahnung, vielleicht bin ich auch einfach nicht reich genug um das Leben in Abschottung und bewacht von einer Privatarmee zu schätzen